Fachkräftemangel


Ein paar Thesen zum Fachkräftemangel. Für Einige klingen sie vielleicht provokant, für Andere sprechen sie eher Selbstverständlichkeiten aus.

… wo laufen sie bloß?

Aber gelegentlich sind Thesen anregend, mal wieder über ein Phänomen nachzudenken, bei dem soziale Konstruktion eine gewichtige Rolle spielt.


Fachkräftemangel ist…

Fachkräftemangel ist erstmal nur ein Wort. Aber immer ein gefährliches.

Fachkräftemangel ist immer die Schuld der Anderen.

Fachkräftemangel ist, wenn Unternehmen nicht in der Lage sind, mit den vorhandenen Fachkräften die von ihnen versprochene Leistung zu erbringen und die Verantwortung dafür nicht übernehmen.

Nach den Gesetzen der Marktwirtschaft führt Fachkräftemangel spätestens mittelfristig zu stark ansteigenden Löhnen und Gehältern in den Mangelberufen und -positionen. Und?

Fachkräftemangel ist, wenn man ihn behauptet.


Fachkräftemangel entsteht …

Fachkräftemangel entsteht, wenn man nicht den Weihnachtsmann einstellt, weil man lieber auf das Christkind wartet.

Fachkräftemangel entsteht, wenn nur die Einen entscheiden dürfen, was man gerade mit „Fachkräften“ meint.

Fachkräftemangel entsteht, wenn die Einen Flexibilität von den Anderen fordern, selbst aber nicht bieten.

Fachkräftemangel entsteht, wenn Fachkräfte wie Handlanger behandelt werden und Handlanger sich als Fachkräfte ausgeben.

Fachkräftemangel entsteht, wenn Fachkräfte aufgrund der ihnen entgegengebrachten Wertschätzung lieber etwas Anderes machen.

Fachkräftemangel entsteht, wenn die, die er betrifft, zu wenig fachkräftebildende Strukturarbeit leisten: Ausbilden, Stipendien, Werksstudenten, Traineeprogramme, Personalentwicklung, attraktive Arbeitszuschnitte.

Fachkräftemangel entsteht, wenn die, die er betrifft, zu wenig fachkräftefreundliche Bedingungen anbieten: Schlechte Führung, schlechte Kooperationsstrukturen und -kulturen, schlechte Arbeitsorganisation, befristete Verträge, Langzeitpraktika, Zeitarbeit, Werkverträge, schlechte Bezahlung, schlechte Sozialleistungen, schlechte Personalentwicklung, schlechte Laufbahnperspektiven und schlechte Arbeitszeitmodelle sind keine fachkräftefreundlichen Maßnahmen. Und nur eins oder zwei davon „gut“ machen, reicht halt nicht. Wir sind ja nicht mehr in den 50ern.

Fachkräftemangel entsteht, wenn alle Abitur machen und studieren sollen. Wer soll dann noch eine Ausbildung machen?

Fachkräftemangel entsteht, wenn nicht mehr ein fünfjähriges, sondern ein dreijähriges Studium ausreichen soll.

Fachkräftemangel entsteht, wenn man ältere MitarbeiterInnen abbaut und zugleich keine jüngeren mehr einstellt.

Fachkräftemangel entsteht, wenn nur die Vergangenheit einer beruflichen Laufbahn zählt, nicht die Zukunft.


Fachkräftemangel beheben …

Fachkräftemangel verschwindet spontan vor Tarifverhandlungen und Bundestagswahlen.

Fachkräftemangel wird durch PR-Gags und symbolische Aktivitäten zumindest zeitweise behoben.

Wenn Unternehmen Stellen oder Stellenarten nicht besetzen können, muss der Grund kein Fachkräftemangel sein.

Fachkräftemangel hat man nur, wenn man ihn braucht. Wenn nicht, haben ihn höchstens die anderen.

Fachkräftemangel ist nicht mehr so relevant oder es gibt ihn eigentlich gar nicht, sobald die Betroffenen verpflichtet werden sollen, auch einen definierten Beitrag dagegen zu leisten.

Der Fachkräftemangel wird behoben, wenn nicht mehr so undifferenziert darüber argumentiert wird.

Ich kann doch nichts dafür …

 

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http://www.der-postillon.com/2017/08/ratgeber-fachkraeftemangel.html

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